Konzert im FOKUS: „Parade am Weihnachtstisch“
In den 1990er-Jahren stand Gall mit dem bekannten Kabarettisten Hanns-Dieter Hüsch auf der Bühne.
Wie Hüsch stammt Gall vom Niederrhein. Unter dem Titel „Parade am Weihnachtstisch“ rezitierte er im Theatersaal Weihnachtsgeschichten von Hanns Dieter Hüsch, Kurt Tucholski, ihm selbst und von Erich Kästner. Der schrieb einen Brief an den Weihnachtsmann: „Lieber guter Weihnachtsmann/Weißt du nicht, wies um uns steht? / Schau dir mal den Globus an. / Da hat einer dran gedreht./ Alle stehn herum und klagen./ Alle blicken traurig drein./Wer es war, ist schwer zu sagen./ keiner wills gewesen sein./ (...) Ziehe denen, die regieren/Bitteschön, die Hosen stramm./Wenn sie heulen und sich zieren,/Zeig auf ihr Parteiprogramm.“
Gall vertonte Gedichte der genannten Autoren und von Mascha Kaleḱo. Die Dichterin, die als Jüdin vor den Nazis fliehen musste, war in den 1920er Jahren für ihre nicht selten frivolen Gedichte bekannt. Einige Lieder sang Gall a capella, zumeist begleitete er sich auf der Gitarre oder mit einem besonderen Instrument, der Appalachian Dulcimer. Diese Kastenzither wird auf den Knien gespielt.
Dass den ZuhörerInnen der Vortrag gefallen hatte, zeigte sich neben dem großen Beifall auch daran, dass viele noch zum Gespräch mit dem Künstler blieben.
Bild: Günter Gall mit seiner Appalachian dulcimer (Foto: Friedhelm Wolski-Prenger