Emsbürener Grundschule erinnert an Namensgeber Joseph Tiesmeyer
Schüler der nach ihm benannten Grundschule haben gemeinsam mit Rektorin Hannelen Hartke an Tiesmeyers Grab auf dem Friedhof in Emsbüren Blumen niedergelegt. An der Erinnerungsfeier nahmen auch Hermann-Josef Niehoff für den Kirchenvorstand sowie Franz Schräer und Hermann Hasken für den Schützenverein Berge teil.
Lehrer und Küster
An das Leben und Wirken Joseph Tiesmeyers (1856 bis 1918) in Emsbüren erinnerte der langjährige Rektor der Hauptschule, Alexander Herbermann. Herbermann bezog seine Ausführungen im Wesentlichen auf die 1999 von Frank Schmitz herausgegebene Biografie „Guten Tag, Herr Hauptlehrer!“. Der Autor, der seit Anfang 2004 als Franziskanerbruder im Kloster Bardel bei Bad Bentheim lebt, betonte einmal, dass sein ganzes Herzblut in dem Buch stecke, zumal er sich Tiesmeyer besonders verbunden fühle: „Wir haben dieselben Interessen und Hobbys: Theologie, Musik und Heimatkunde.“
Joseph Tiesmeyer wurde am 1. Oktober 1856 in Belm bei Osnabrück geboren. Nach dem Studium am Lehrerseminar fand er seine erste Anstellung an der katholischen Privatschule St. Johann in Bremen. Zum 1. November 1878 wurde Tiesmeyer an die katholische Volksschule (heute Michaelsheim) in Emsbüren versetzt. Gleichzeitig mit dem Schulamt wurde ihm der Küsterdienst in der katholischen St. Andreas-Kirche übertragen.
„Das deutsche Volkslied“
Zu seiner zweiten Lehrerprüfung fertigte Tiesmeyer eine schriftliche Arbeit mit dem Titel „Das deutsche Volkslied“ an. Er wollte mit dieser Arbeit die Lehrer in Deutschland anregen, die Pflege der Musik in Schule und Haus zu verstärken. Am 1. November 1882 wurde Tiesmeyer zum 1. Lehrer ernannt. Seine Examensarbeit fand sein ehemaliger Seminardirektor so interessant, dass er Tiesmeyer ermunterte, sie zu veröffentlichen. 1887 erlebte das Buch schon seine 15. Auflage. Die nächste Auflage mit dem Titel „Das Deutsche Volks-Lied – eine Mahnung an Deutschlands Lehrer“ erschien 1888 im Lingener Verlag R. van Acken. Das Buch fand nicht nur in Deutschland Beachtung, sondern darüber hinaus auch in Österreich. 1914 überarbeitet Tiesmeyer seine Sammlung, die inzwischen 26 Auflagen zu verzeichnen hatte. Neben seiner Lehrertätigkeit an der Volksschule war Joseph Tiesmeyer Organist in der St. Andreas-Kirche und gründete 1878 den Kirchenchor Cäcilia Emsbüren.
Geschichtsbewusstsein
Als dem unverheirateten Tiesmeyer die ehemalige Amtsvogtei in der Papenstraße die Schulleiterwohnung zugewiesen wurde, holte er seine ledigen Schwestern Anna und Katharina als Haushälterinnen in seine Wohnung. Dadurch erhielt er mehr Zeit für seine außerschulischen Interessen. So überarbeitete er die „Deutsche Sprachlehre für Volksschulen“. Als religiös und geschichtlich interessierter Pädagoge war es ihm ein Anliegen, die Gemeinde zu Kunst, Kultur und Geschichtsbewusstsein anzuregen. Vieles erinnert noch heute an Tiesmeyer. Viele Geschichten ranken sich um den Bildstock am Lindenbaum. Gemeinsam mit Schülern pflanzte Hauptlehrer Tiesmeyer eine Eiche, die „Scharnhorst-Eiche“, die noch heute gegenüber dem Eingang zum Friedhof steht.
„Bilder aus der Heimat“
Als geografische, geschichtliche und statistische Übersicht hat Tiesmeyer im Auftrag des Lehrervereins der Diözese Osnabrück 1905 das Buch „Heimatkunde des Kreises Lingen“ herausgegeben. Es folgte „Bilder aus der Heimat“. Diese beiden Bücher bildeten nach dem zweiten Weltkrieg die Grundlage der beliebten Lesebogen „Unsere Heimat“ für die Schulen des Kreises Lingen. Erwähnenswert ist auch die 1914 von Tiesmeyer gemeinsam mit Schülern erstellte Kriegs- und Friedens-Chronik des Ortes Emsbüren-Berge. Diese konnte er allerdings nicht mehr fertigstellen, denn Tiesmeyer erkrankte 1916 schwer an Diabetes und musste seinen Beruf aufgeben. Am 27. April 1918 starb er im Marienhospital in Osnabrück.
Bild: An den 100. Todestag erinnerten Schüler der Joseph-Tiesmeyer-Grundschule mit Rektorin Hannelen Hartke und legten gemeinsam mit (hinten von links) Franz Schräer, Hermann-Josef Niehof, Alexander Herbermann und Hermann Hasken am Grab Blumen nieder. Foto: Heinz Krüssel
Ein Bericht von Heinz Krüssel für die Lingener Tagespost. www.noz.de